Mit blindem Passagier von Porto Koufos nach Kyra Panagia und Alonissos

Jede Reise muß auch wieder zu Ende gehen, und so wird es Zeit für mich, daß ich meine Törns wieder in Richtung Heimat lenke. Von Porto Koufos aus will ich deshalb nach Alonissos übersetzen und auf dem Weg dahin Kyra Panagia einen Besuch abstatten.

Eine Seglerin gibt mir noch auf den Weg mit, daß für das Ankern in Kyra Panagia jetzt eine Gebühr zu entrichten ist, was ich denn auch pflichtbewusst per Internet noch erledige. Dann starte ich gegen sieben Uhr früh und laufe aus Porto Koufos aus. Draußen empfängt mich Schwell, ich setzte die Segel und gehe auf Kurs. Sobald ich mich von der Küste gelöst habe stellen sich 14 Knoten Wind von Steuerbord ein, die mich auch den ganzen Segeltag nicht verlassen werden: Es wird ein Segeltag wie aus dem Bilderbuch.

Plötzlich sehe ich, ich bin schon mitten auf dem Meer, hinter dem Boot etwas flattern: War das ein Vogel? Und tatsächlich fliegt mir ein kleines Vögelchen ins Cockpit und ist überhaupt nicht scheu. Es ist klar ein Landvogel, der sich irgendwie aufs Meer verirrt hat und dem jetzt eine Rast auf meinem Boot sehr gelegen kommt. Wahrscheinlich ist er auch weniger zahm als eher erschöpft, auf jeden Fall setzt er sich neben mir auf die Bank, findet mal eine Leine zum drauf sitzen oder auch die Ablage unter der Persenning.

Nach einer kurzen Rast fliegt er plötzlich wieder auf und über das Meer davon, geradlinig ins Blaue hinein, und so gar nicht aufs Land zu. Wenn das mal gut geht!

Vom Kochen gestern ist noch eine Portion Kichererbsen übrig geblieben, die ich mir jetzt schmecken lasse: Man muss es sich auch schön machen können!

Nach 40 Seemeilen erreiche ich nachmittags Kyra Panagia und ankere in der Bucht Aghios Petros, allein. Ich koche mir Abendessen und mache im letzten Abendlicht noch einen kurzen Landgang. Es ist schon sehr schön hier.

Kyra Panagia gehört zum Berg Athos, kann aber im Gegensatz zur Mönchsrepublik einfach besucht werden. Seit Jahren schon segle ich zu dieser Insel und wandere von der Ankerbucht zum Kloster. Das will ich auch dieses Mal wieder so halten und rudere mein kleine Beiboot am nächsten Morgen an Land. Auf dem Weg zum Kloster passiere ich das neue renovierte Gästehaus samt Wohnung für den einzigen auf der Insel wohnenden, nicht kirchlichen Helfer und kann einen Einblick in die weltlichen Aspekte des Lebens auf einer Mönchsinsel nehmen: Zwei Autos für eine Insel mit zwei Mönchen, einem Helfer und einem einzigen Weg scheint mir etwas übertrieben, der improvisierte Trainingsplatz witzig und auch ein bisschen skurril.

Der Weg führt dann hoch in die Hügel und gibt den Blick frei über die Insel, das Meer und die benachbarten Eilande, allesamt unbewohnt. Ich erinnere mich gut daran wie ich von vielen Jahren das erste Mal diesen Ausblick genossen und mir gesagt habe, daß dies das Paradies sein muß. Daran hat sich nichts geändert.

Nach Osten hin wird dann das Kloster sichtbar

mit seiner kleinen Ankerbucht und dem Weg zum Klosterhafen:

So schön, da glotzt auch die Inselschildkröte.

Nachmittags mache ich mich dann auf den kurzen Sprung rüber nach Alonissos. Der Wind ist – vorübergehend – weg, und mir ist nach Essen in Steni Vala. Ich werde nicht enttäuscht.

Abends treffe ich meine neuen Seglerfreunde, die mich schon seit Samothraki begleiten. Bei Tsipouro geht der Tag zu Ende. Morgen soll ein Tief mit viel Wind über die Insel ziehen. Mal schauen was das wird.


Comments

One response to “Mit blindem Passagier von Porto Koufos nach Kyra Panagia und Alonissos”

  1. Anna Avatar
    Anna

    Eine kurze Schweigeminute für den blinden Passagier!

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