Ruhetag oder -tage? Abwettern in Peristera.

Seit gestern Abend liege ich einer engen Bucht in Peristera, der kleinen und fast unbewohnten Nachbarinsel von Alonissos, vor Anker.

Es regnet aus einer dichten Wolkendecke und das Boot zerrt im Wind an der Kette. Ausläufer des Sturmtiefs Ines haben die Sporaden erreicht. Den ganzen Tag soll das so gehen, Sonne ist erst wieder ab Sonntag zu erwarten. Ich werde heute hier bleiben, Zeit zum Aufräumen, Reparieren, Abhängen. Morgen wird der Wind nachlassen, vielleicht fahr ich dann nach Alonissos rüber, mal sehen.

Wie bin ich hier her gekommen? Gestern früh nach dem Frühstück habe ich beschlossen mit dem Bus nach Skopelos Stadt zu fahren. Vielleicht würde ich dort ein Paar Ruder als Ersatz für die Verlorenen kaufen können. Pünktlich um 10 Uhr hält der Inselbus an der Haltestelle und nimmt mich auf der etwa 40 minütigen Fahrt durch die Kieferwälder in die Stadt.

Skopelos ist wohl eine der grünsten Inseln der Ägäis, nicht ohne Grund war sie im alten Baedecker als „die schönste der griechischen Inseln“ vermerkt.

in Skopelos dann Geschäftigkeit. Die Saison startet, überall werden die letzten Vorbereitungen für den erhofften Touristenansturm getätigt, und natürlich sind die ersten Reisenden auch schon da und bevölkern die Cafés.

Direkt vom Hafen führt der Weg an kleinen alten Kirchen vorbei hoch auf die Reste der Festung. Der Ausblick ist umwerfend.

Leider wird aus dem Ruderkauf nichts. Der Kapitän eines Touristenboots am Hafen versichert mir, daß es in Skopelos kein Geschäft mehr für Marinebedarf gäbe, und so nehme ich den nächsten Bus zurück nach Klima.

Inzwischen hat es deutlich aufgebriest, ein Blick auf die Wetterkarte verspricht Wind aus Südost. Unangenehm für den nach Süd offenen Hafen von Klima aber ideal für die Segeltour nach Alonissos. Kurz entschlossen lege ich ab. Draußen empfangen mich 24 Knoten Wind und 3 Meter Wellen, immer wieder taucht der Bugsprit tief ins Wasser ein. Mit einem Reff im Groß und der Fock allein segle ich mich von der Küste frei. Entgegen der Vorhersge kommt der Wind aber nicht aus Südost sondern aus Nordost, was für mich allen Unterschied macht: Die Fahrt nach Alonissos ist jetzt eine Fahrt gegen das Wetter. Nach zwei Stunden sehe ich endlich ein, daß Alonissos unter Segeln für mich heute nicht mehr zu erreichen ist, hole die Fock ein und motore nach Peristera. Wind und Wellen bleiben sehr stark, erst gegen acht Uhr Abends komme ich an meinem Ankerplatz an.

Hier ist der Wind immer noch zu spüren, aber ich bin gut vor Wellengang geschützt. Ich ankere in 8 Meter Wassertiefe und lasse bei einem Teller Spaghetti den Tag ausklingen. Nachts stehe ich dann doch mal auf und checke die Lage: Der Wind pfeift, aber der Anker hält. Gut so, schnell wieder rein in die Koje.


Comments

One response to “Ruhetag oder -tage? Abwettern in Peristera.”

  1. Barbara Huber Avatar
    Barbara Huber

    Mir wird schon ängstlich beim Lesen. Bin froh, festen Boden unter den Füßen zu haben. Auch bei schönem Wetter. Aber die Gegend ist wunderschön und Deine gemachten Fotos auch. Gut, dass du die Reparaturen selber machen kannst. Dem Ingenieur ist halt nichts zu schwer. Freu mich sehr über die schönen Tagesberichte. LG

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