Ruhe war gestern, heute soll es weiter gehen. Nachdem ich den Tag gestern mit Maintenance verbracht habe will ich heute den Schlag nach Aghios Efstratios wagen: Eine kleine Insel in Richtung Türkei, 50 Seemeilen weit weg von meinem Ankerplatz, das wird der längste Schlag den ich mit der Nostos bisher gemacht habe.

Der Wetterbericht verspricht eine frische Brise aus Nord die im Verlauf des Nachmittags abflauen soll. Bis auf das Abflauen also ideal. Um das meiste aus dem Wind rauszuholen stelle ich den Wecker auf halb sechs und mache Frühstück. Als ich aus der Kabine ins Cockpit steige empfängt mich ein Boot in gelb: Mit dem Regen der gestrigen Nacht ist Saharastaub mitgekommen, alles ist dick mit feinstem Staun gepudert. Widerwillig nehme ich Pütz und Schrubber in die Hand, aber dann geht‘s endlich los.
Anker auf, raus aus der Bucht. Im Schutz von Alonissos ziehe ich die Segel auf und mache mich auf in Richtung der nördlichen Ausfahrt.

Zwischen den beiden Inseln Alonissos und Peristera pfeift es ordentlich, katabatische Winde stürzen sich von den Bergen runter aufs Meer und drücken die Nostsos auf die Seite. Draußen angekommen ist aber erst mal Enttäuschung: Vom versprochenen Wind ist nichts zu sehen. Wie ich mich aber von der Insel löse springt der Wind plötzlich an und ich habe herrliche 17 Knoten aus Nord, genau wie angesagt. Was jetzt folgt ist Champagnersegeln. Mit 6-7 Knoten Fahrt geht’s bei aufreißendem Himmel durchs Wasser, halber bis achterlicher Wind, Rauschefahrt vom Feinsten. Was ein Unterschied zu den letzten Tagen!
Die unbewohnten Inseln der nördlichen Sporaden fliegen vorbei, eine unglaublich beeindruckenden Meereslanschaft der meine Fotos leider nicht gerecht werden.


Fehlt nur noch was zum Schnabulieren, aber dafür gibt’s ja noch die Linsen von gestern Abend.

Leider wird der Wind dann gegen Nachmittag schwächer wie vorhergesagt. Die Brise geht, der Schwell bleibt, und so findet der Rest der Fahrt dann leider unter Maschine statt, und ordentlich durchschaukeln tut’s mich natürlich auch. Ich bin dann froh als ich Abends gegen sechs in Agios Efstratios ankomme. Im kleinen Hafen gibt es nur 3 Plätze für Segelboote, alle sind frei. Ein Fischer hilft mit beim längs anlegen, dann bin ich da.

Das erste Gefühl: Hier ist das Ende der Welt. Ich gehe ins einzige Restaurant der Insel und esse Fava, Püree aus gelbe Spalterbsen, sehr fein.

Danach ist schnell Schluss für mich, ich bin doch ganz schön geschlaucht. Exploriert wird morgen.
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