Agios Efstratios

270. So viele Einwohner hat Aghios Efstratios nach der Volkszählung im Jahr 2011. Mir scheint, das sind heute, 14 Jahre nach der Zählung, nochmal deutlich weniger.

Wenn man wissen will, wie das einfache Leben aussehen kann, kommt man hier her. Die Häuser sind sehr klein, eingedrückt in das einzige bewohnte, enge Tal der Insel. Ein bis höchstens zwei Zimmer hat jedes Haus, man sitzt auf dem Bett und schaut fern.

Und nicht nur die Häuser sind klein, alles ist klein: der Supermarkt so groß wie eine Schuhschachtel, die Straßen breit für höchstens ein Auto, die Vorgärten so groß wie eine Briefmarke. Das einzige Pony der Insel ist winzig, und auch der Esel ist kleinwüchsig. Die Fähre ist klein mit Platz für höchstens 2 Autos, das Boot der Küstenwache ein kleines Schlauchboot. Der größte Teil der Bevölkerung scheinen alte, kleine Männer zu sein, die in ihren kleinen Boote aufs Meer hinaus fahren und kleine Fische fangen.

Traurige Bekanntheit hat die Insel wegen ihrer dunklen Geschichte als Verbannungsort von politisch Verfolgten erlangt, nicht nur während des zweiten Weltkrieges, sondern auch danach während der Zeit der griechischen Junta bis 1963. Auch Mikis Theodorakis war hier, mit seinen Mitgefangenen in Zelten in Mitten von Nichts auf der Insel weggesperrt. Er hat‘s geschafft wieder von der Insel runterzukommen, viele Andere nicht. Denjenigen, denen das nicht vergönnt war, hat man hier eine Kapelle mit einem Kenotaph gewidmet.

Die Kapelle ist klein, aber sehr schön gelegen auf einem Hügel mit einem ergreifenden Stufenaufstieg. Der Blick von dort auf den Ort ist phantastisch:

Der Rest ist schnell erzählt. In 3 Stunden habe ich den Ort und seine nächste Umgebung – vom Strand bis zum höchsten Punkt der Insel bei der Windturbine – erwandert. Im einzelnen bedeutet das

  • Die Bugruine über dem Hafen mit Ausblick über die Steilküste ins endlose blaue Meer (wer findet die Ziegen auf dem Fels?)
  • Der Friedhof hoch über dem Ort, dem Himmel schon sehr nah
  • Den zur Skulptur bemalten alten Caterpillar
  • Das Museum der Demokratie, leider geschlossen
  • Den Platz des Dorfes, ganz schön groß!
  • Und den Blick aus den Hügeln hinab in der Ort.

Die Strände sind schwarz, Vulkansand. Es gibt einen kleinen, sehr schönen Dorfstrand, für mich ist das Wasser aber noch kalt als daß ich zum Baden ginge. Füße kühlen tut‘s auch.

Es ist schön hier, gar keine Frage, aber auch eng und, ja, sehr klein. Wahrscheinlich muss man innerlich groß sein um hier länger auszuhalten und zufrieden sein können. Ich habe genug gesehen, verfüge mich – mit Wilhelm Busch – weiter fort bis an einen anderen Ort. Morgen geht’s nach Limnos.


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