Einmal Euböa rund.

Das war eine kurze Nacht. Um sieben Uhr bin ich schon wieder wach, um acht muss ich ablegen hat mir die Dame im Gebührenbüro gestern gesagt. Ich suche mir eine Bäckerei für einen Kaffee mit Bugatsa und werde auch ganz in der Nähe fündig. Der Kaffee ist gut, die Bugatsa leider mapa, wie der Grieche sagt, gar nix: Ledrig, super dick, geschmacklos. Ich freu mich auf mein Bugatsatsidiko in Litochoro.

Dann noch schnell Wasser auffüllen und los geht’s. Es ist noch immer absolut windstill, der Ableger damit ein Kinderspiel. Mit der alten Evriposbrücke im Rücken gebe ich Gas, Chalkida verschwindet im Achterwasser.

Es ist ein Tag wie gemalt, aber auch leider mit Null Wind. Das Meer ist spiegelglatt und so tuckere ich nordwärts.

Das Gebiet zwischen dem Festland und Nordeuböa bietet in puncto Ankermöglichkeiten leider nicht besonders viel: Die Inselseite ist sehr bergig, die Küsten steil ohne große Strände oder Buchten. Die Festlandseite dagegen ist flach und bringt die Autobahn nahe am Meer. Also weiter.

Zur Mittagszeit mache ich einen Abstecher nach Limni, eine kleines, hübsches Dorf mit Minihafen auf Euböa,

aber der Hafen ist bis auf den letzten Platz befüllt. Ich mache an der Außenmole für ein Bad fest – mittlerweile ist es sehr heiß geworden – aber im Hafenbecken pumpen tausende kleine, braunen Quallen, da bringen mich keine zehn Pferde hinein. Der Beton brennt unter den Füßen, schnell bin ich weiter.

Edipsos erscheint, und schon aus der Ferne sehe ich, dass auch dieser Hafen mit Fischer- und Ausflugsbooten randvoll ist. Ich erinnere mich an den kleinen Ort Banja Jialtrou gegenüber, an dem ich vor vielen Jahern schon einmal war und beschließe heute Nacht dort zu bleiben. Der Anker fällt vor dem Strand in fünf Meter Wassertiefe auf Sand und hält sofort bombenfest. Irgendeinen besonderen Schutz vor Wind und Welle bietet dieser Platz nicht, aber es ist windstill und nur in den Morgenstunden soll es leicht vom Land her wehen.

Natürlich kommt es anders. Kaum ist die Nacht angebrochen fallen katabatische Winde von den Bergen auf die Bucht herab. Es bläst mit in Böen bis zu 25 Knoten, dazu hat sich eine unangenehme Welle aufgebaut. Die Temperatur ist noch einmal spürbar angesprungen, es bläst mit gefühlt 45 Grad Celsius. In der Wüste war ich noch nie, aber so muss sich ein Saharasturm anfühlen. Ich mache alles fest an Bord, stecke noch mal 10m Kette zusätzlich und lege mich in die Koje im Salon, dort schaukelt es am wenigsten.

Morgens um sechs ist der Spuk vorbei.

Beim Frühstück schau ich auf die Wetterkarte, die mir für den morgigen Tag Sturm auf den Sporaden ankündigt. Ich wäge meine Optionen und beschließe die Rund-um-Euböa Tour im gut geschützten Hafen Oreoi zu Ende zu bringen, meinem Startpunkt der Euböa Umrundung.

Vom morgen angesagten Starkwind ist hier aber noch nichts zu spüren, wie gestern schon ist es windstill, wieder muss der Jockel ran. Gemütlich tuckere ich um das Nordwestkap von Euböa rum

und bin zur Mittagszeit in Oreoi: „Euböa rund“ ist formal abgeschlossen. Mein Stammplatz an der Aussenmole ist frei und mir gelingt ein tadelloser griechisch–römischer Anleger. Hier liege ich super, der Sturm kann kommen.


Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *