Wie ist denn jetzt Limnos? Um das rauszufindenden bestelle ich mir einen Roller in das Reisebüro am Hafen. Der Roller kommt, oder besser gesagt, Theodoros kommt, der Besitzer des Mopedverleihs und nimmt mich auf seinem Roller mit in sein Geschäft zum Ausfüllen der Formalitäten. Theodoras ist eine Seele von Mensch und erzählt mir beim Ausfüllen des Leihvertrsgd von seiner Leidenschaft: Er ist Sänger und spielt mir gleich eines seiner Lieder vor. Ich finde er ist ein wirklich toller Sänger!

Dann sind die Formalitäten erledigt und ich starte meine Fahrt.

Ich habe mir vorgenommen die Insel einmal gegen den Uhrzeigersinn abzufahren. Im Laufe der Fahrt sammeln sich erste Eindrücke:

1. Limnos ist groß und weit. Bis zum Abend habe ich fast 90km gemacht.

2. Limnos ist zum allergrößten Teil flach. Weite Wiesen- und Äcker, jetzt im Mai schon in Teilen gelb, in einer sanft hügligen Landschaft prägen das Bild. Kilometer um Kilometer fahre ich durch nach Heu und Blumen duftendes Land. Zum Meer hin läuft das Land flach aus, große Marschflächen und tiefe, lange Strände mit flachem Wasser sind typisch.

3. Limnos ist Landwirtschaft, Wein, Heu, Tiere. Überall gibt es kleine Dörfer, die von einem Kranz kleiner Bauernhöfe umgeben sind. Typisch sind Traktor, Pick Up, Hühner und Landwirte in Camouflage Hosen

4. Limnos hat Tourismus nur in der Hochsaison. Wir haben den 20. Mai, aber außerhalb von Myrina ist noch alles tot. Im Großseins 1200 Seelen Dorf Atsiki finde ich mit Mühe ein Café, in dem ich dann der einzige Gast auf dem ganzen Dorfplatz bin. Die alte Wirtin erzählt mir, dass sie 1968 für 3 Jahre zum Arbeiten in Regensburg war, das Kind bei der Oma daheim gelassen hat, was für eine Geschichte. Die Enkelin langweilt sich dabei mit ihrem großen Smartphone.

5. in Limnos ist Geschichte ist allgegenwärtig. In gut gepflegten Soldatenfriedhöfen liegen die Opfer der Dardanellenschlacht von 1915, junge Engländer und Australier, vom anderer Ende der Welt gekommen um hier ihr Leben zu lassen. Auf diesem Friedhof allein geschätzt etwa 500 oder 1000? Kurze Recherche zum aktuellen Ukrainekrieg ergibt etwa 1500 Opfer pro Tag, Wahnsinn.

5. in Limnos ist Dienstag ist Ruhetag. Alle historischen Stätten und archeologische Parks sind heute zu, Pech muss haben.

6. Der bergigere Teil von Limnos im Westen der Insel ist besonders schön. Highlight sind die Ammothines, Sanddünen die sich hoch in den Wald hinein ausdehnen. Ein Stück Sahara auf einer griechischen Insel mit einer eigenen Flora und Fauna. Beeindruckend.

Resume:

Schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt wie heute mit dem Roller über die Insel zu flitzen.

Und: Limnos ist wirklich sehr schön. Dabei ganz anders als die Sporaden, die wir in den letzten Jahren so intensiv besegelt haben.

Auch: Ich glaube fast, mir ist Limnos ein bisschen zu groß. Da hilft wohl nur in den nächsten Jahren fleißig wiederzukommen, um diesen Eidruck auszubügeln.