Insel gefällig?

Zwei Wochen Landurlaub sind vorbei, die Tomaten und Gurken im Garten sehen gut aus, jetzt kann der zweite Segeltörn 2025 starten.

Mit Bahn und Bus fahren ich von Litochoro nach Milina, zwei mal umsteigen und 5 Stunden später bin ich da: Zugegeben nicht die schnellste Verbindung, aber bestimmt die stressfreieste – wenn man die nötige Zeit mitbringt. Beiboot samt Ruder liegen im Vorgarten des befreundeten Seglers so wie ich sie verlassen habe, prima. Also rein ins Wasser mit dem Bötchen, Gepäck eigeladen und zum Boot rausgerudert, das an seiner Boje auf mich wartet.

An Bord ist alles ok. Mit Einräumen, Aufräumen und einem Bad im nunmehr auch für mich ausreichend warmen Meer vergeht der Abend schnell.

Am nächsten Morgen dann erst mal Kaffee.

Frühmorgens ist es schon heiß, trotzdem arbeite ich ein Paar Dinge ab, die sich auf meiner nie kürzer werdenden to do Liste angesammelt haben. Endlich passe ich die Holepunkte für die Fock an, das wollte ich schon lange gemacht haben.

Zum Mittag hin zieht es sich dann zu, für morgen ist Regen angesagt. Ich überlege hin und her, richtig stabil sieht das Wetter nicht aus. Gegen 14 Uhr lege ich dann doch ab. Ich will einen kurzen Schlag nach Orei machen, wo ich bequem Wasser, Diesel und auch Lebensmittel bunkern kann.

Der Wind bläst schwach, mit Motorunterstüztung fahre ich an Paleo Trikeri, der kleinen Insel im pagasitischen Golf, vorbei und hinaus in die Strasse von Euböa in Richtung Oreoi. Der Wind frisch leicht auf, ich schalte den Motor aus. Das Wetter bleibt diesig mit schlechter Sicht:

Unterwegs komme ich an Argironisos vorbei, der „Silberinsel“ in der Straße von Euböa:

Argironisos ist eine sehr hübsche kleine Insel und stand vor etw 20 Jahren zum Verkauf. Komplett mit Wohnhaus, Strand, Berg und einem eigenen Leuchtturm sollte das gute Stück damals 30 Millionen Euro kosten. Ob sich letztlich ein Käufer für das Schnäppchen gefunden hat weiß ich leider nicht zu berichten. Mir gefällt das Inselchen gut, wie schön aber dass einem Dinge gefallen dürfen ohne dass man sie erwerben muß.

Ich bin in der Zwischenheit schon kurz vor Oreoi und streiche die Segel. Kaum habe ich das Großsegel verzurrt legt sich eine bedrohlich schwarze Gewitterwolke über mich und der Wind frischt rasch auf. Bis ich den Hafen erreiche zeigt der Windmesser schon 25 Knoten aus West, an griechisch römisch Anlegen ist so nicht zu denken. Ich drehe ab und lege mich vor dem Hafen vor Anker. Die Wellen kommen übers Meer, brechen an meinem Ankerplatz, das Boot macht wildes Rodeo.

Das will ich mir nicht antun. Bei meiner Vorbeifahrt im Hafen hatte ich gesehen, daß noch einen letzten, engen Platz am Kai gibt, an dem man längs anlegen könnte. Das traue ich mir zu, und so gehe ich Anker auf und fahre zurück in den Hafen. Wind und Wellen sind in der Zwischenzeit brachial, es kachelt volle Kanne. Der enge Anleger gelingt, Segler stehen am Kai und nehmen mir die Leinen ab: Geschafft!

Das Video vermittelt die Schwierigkeit der Situation nicht im Geringsten: Alle Fender die ich habe stecke ich zwischen Boot und Kaimauer, das Beiboot bringe ich auf dem Kai in Sicherheit.

Nach einer guten Stunde ist der Spuk vorbei. Das Gewitter zieht weiter und hinterlässt einen Silberstreif am Horizont.

Was für ein Auftakt. Jetzt erst mal ein Bier und was zu essen. Morgen dann proviantieren, dann geht’s weiter.


Comments

One response to “Insel gefällig?”

  1. Barbara Huber Avatar
    Barbara Huber

    Das ist großartig, dass du wieder auf dem WASSER bist. Schöner Bericht, freu mich wie gut du alles machst. Pass gut auf und genieße deinen Urlaub. Ganz liebe Grüße für heute: Deine Mitseglerin aus Radolfzell

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