Um sieben Uhr gibt’s Kaffee und Bugatsa im Café, noch ist kein Mensch unterwegs. Nachdem der Wirt der Hafenbar den gesamten Ort gestern noch bis 3 Uhr früh mit Techno beglückt hat liegen Alle noch erschöpft in den Federn, mutmaße ich.
Dann wird abgelegt.

Heute will ich nur eine kurze Fahrt bis nach Pontikonisi machen, eine kleine aber feine, unbewohnte Insel an der Nordostspitze von Euböa.

Der Wind bläst wie meistens von draußen in die Straße von Euböa hinein, also muss ich gegen die Brise motoren. Je weiter ich vorankomme desto stärker wird Wind und Welle, aber nach schon zweieinhalb Stunden ist das Ziel erreicht.

Ich weiß von einem früheren Besuch, dass der beste Ankerplatz tief drin in der Bucht ist, direkt an den Felsen und unter den Kiefern. Der Anker fällt also in der Mitte der Bucht und im Rückwärtsgang lasse ich mich an der auslaufenden Ankerkette bis dicht an die Felsen ziehen. Bei laufendem Motor springe ich mit einer Leine ins Wasser, mache sie an einem Felsen fest und bringe das andere Ende wieder an Bord zurück. Jetzt liege ich dem zwischen dem Anker vorn und der Landleine hinten fest – Motor aus.
Die beiden Boote, die bei meiner Ankunft noch in der Bucht lagen haben sich davon gemacht, und so liege ich hier jetzt tatsächlich allein. Das Wasser ist genauso, wie ich es in Erinnerung habe: Schönstes Türkis.

Am Ende der Bucht gibt es einen kleinen Strand, wie gemalt:

Nachmittags mache ich mich dann auf Erkundungstour. Von meiner Bucht aus gibt es einen fast zugewachsenen Pfad im Wald mit schönen Ausblicken auf Meer und die steil abfallende Küste.

Der Blick geht weit übers Meer, im Hintergrund ist schon Skopelos zu sehen. Ich kämpfe mich durch Strauch und Gebüsch, dann verlässt der Weg den Wald und plötzlich steht er da: Der Leuchtturm von Pontikonisi.

An der Oststeite der Insel stehend mit freiem Blick auf das Meer

signalisiert er dem passierenden Schiffsverkehr trickreich seine eigene Position, die Lage von Skiathos und die Lage der zwischen Skiathos und dem Festland liegenden Untiefe. Seine Kennung in der Seekarte lautet FL(2) WR 15S 15/12M. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich die genaue Beschreibung seiner Lichtsignatur, mit der er nachts sichtbar wird: Ein Doppelblitz alle 15 Sekunden, je nach Position weiß oder rot, sichtbar bis auf eine Entfernung von 12 (rot) bis 15 (weiß) Seemeilen. Wer nachts in der Gegend unterwegs ist und dieses Lichtmuster sieht, weiß: Das ist der Leuchtturm von Pontikonisi.
Wie die meisten seiner Artgenossen sind auch für diesen Leuchtturm die Zeiten längst vorbei, in denen ein Leuchtturmwächter über den rechten Zustand des Lichts gewacht hat. Leuchttürme sind heute automatisiert, das für den Wächter vorgesehene Haus ist längst verlassen und verfallen. Durch die offene Tür kann man noch einen Blick ins Innere der ehemaligen Wächterwohnung werfen: Ein Tisch, ein Stuhl, ein Ofen, im Nebengebäude ein Brotbackofen. Ein einfaches Leben, wie es scheint.

Als ich zurückkomme ist es Abend geworden, das Boot ist noch da:

Ich schwimme noch mal eine Runde und mache mich dann ans Kochen. Ein schöner Tag geht zu Ende. Morgen bleibe ich noch hier, dann geht die Reise weiter.
ps: Schönes Fundstück: Eine Scherbe vom roten Leuchtturmglas!

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