Heute steht ein langer Schlag auf dem Programm. Vom Hafen Linaria auf der Insel Skyros soll es um die Südspitze Euböas herum in den Hafen von Karystos gehen, wo ich einen Freund mit seinem Boot treffen möchte.

Mit den dem Wind geschuldeten notwendigen Umwegen macht das etwa 70 Seemeilen, also starte ich besser früh. 4 Uhr 30 bin ich wach, eine Stunde später lege ich noch in der Dämmerung ab.

Den Reisetag habe ich mir gut ausgesucht und dafür 2 ungeplante Mehrtage in Skyros verbracht. Heute soll der Wind nur mäßig und in meine Reiserichtung wehen. Und so geht’s auch tatsächlich ruhig los. Den kleinen Golf von Skyros verlasse ich unter Maschine bei fast Windstille,

und erst mit Sonnenaufgang legt der Wind zu, 12 – 14 Knoten aus Nordost, wie vorhergesagt. Ich habe – sicher ist sicher – ein Reff in das Großsegel eingebunden und laufe komfortabel auf Euböa zu.

Eine Halse bringt mich vor das Kap Kavo Doro, mit einer zweiten Halse biege ich in die Passage zwischen Euböa und Andros ein.
Für das was nun folgt gibt es keine Photos mehr. Wie elektrisch eingeschaltet springt der Wind von einer Sekunde auf die nächste an und bläst mit 30 Knoten aus Nordost in die Meerenge hinein. Den Klüver habe ich sofort geborgen und segle trotz meines Reffs mit 7,5 Knoten in Richtung Karystos. Der Wind kommt rein achterlich und mit ihm zwei Meter hohe Wellen, die mich – für mich gefährlich – ständig aus dem Wind drehen wollen. An Reffen ist unter diesen Bedingungen allein auf dem Boot nicht zu denken, und so beiße ich in den sauren Apfel und ziehe durch. Bis ich zwei Stunden später die Durchfahrt hinter mich gebracht habe sind mir meine Hände und Arme lahm geworden.
Endlich kann ich rechts in die Bucht von Karystos einbiegen und hoffe auf leichtere Bedingungen aufgrund der jetzt vorhandenen Landabdeckung. Ich berge in einem günstigen Augenblick die Segel und motore auf den Hafen zu. Je näher ich aber komme, umso stärker briest es auf: Der Wind stürzt sich vom Meer kommend über die Berge hinweg auf das Meer herunter und bringt mir Böen mit bis zu 38 Knoten. Das Meer ist weiß von Gischt und ich muss dem Motor alles abverlangen um mich langsam dem Hafen nähern zu können. Als ich in den Hafen einbiege bläst es noch immer mit 28 Knoten. Ich erspähe eine Mole an der ich längs gegen den Wind anlegen könnte, und dort steht auch mein Freund gemeinsam mit dem Hafenmeister. Sie haben einen großen Fender mitgebracht und nehmen mir die Leinen ab. Nach 12 Stunden Fahrt lege ich an, geschafft.
Der Abend vergeht bei den Freunden mit Abendessen und Seefahrergeschichten.
Am nächsten Tag soll ich die Freunde auf einen Ausflug zu einer nahegelegen Bucht begleiten, was ich gerne mache. Wir fahren gemeinsam mit ihrem Boot in die Bucht Vassiliko auf Megalonissos

und verbringen dort einen schönen Tag am Meer.






Ich beschließe, mich am Tag darauf weiter in Richtung Norden aufzumachen, alles entlang der Küste von Euböa. Nachdem es kontinuierlich stark weht und es so auch die nächsten Tage bleiben soll plane ich mich in die mit den Freunden am Vortag besuchte Bucht zu legen und auf besseres Wetter zu warten. Der kurze Schlag ist schnell gemacht. Ich habe gelernt und zweifach gerefft, aber natürlich sehe ich wieder 28 Knoten Wind mit entsprechender Welle. Die Bucht aber ist phänomenal. Sandstrand, türkisfarbenes Wasser, wie aus dem Bilderbuch.



Der Wetterbericht hat für die nächsten Tage 30 Knoten angesagt. In der Bucht liege ich aber gut. Der Wind pfeift zwar vom Land her, aber es gibt keine Wellen und der Anker hat sich tief in den Sandboden eingegraben. Hier bleibe ich 2 Tage, am Samstag sehe ich dann weiter.
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